Hier ein paar kleine Tipps von mir

Anfangen:

Man ist nie zu alt, um das Saxophonspielen zu erlernen. Es gibt wohl kaum ein Instrument, das so viele Late-Bloomers hat, wie das Saxophon.
Zugegeben, man kommt sich ab einem gewissen Alter etwas seltsam vor, wenn man den Wunsch hat ein Instrument zu erlernen, aber dieses Gefühl muss man einfach Ignorieren. Ebenso sollte man das Kopfschütteln seiner Mitmenschen ignorieren, wenn man ihnen seinen Entschluss mitteilt! Die meisten sind da etwas verständnislos :). Ich persönlich habe mit 36 Jahren angefangen, kenne aber auch viele Spieler die mit 40, 50 oder sogar mit 60 und älter angefangen haben.
Was spricht aber dagegen?
Gar nichts! Nichts schult den Geist so sehr, wie ein Instrument spielen. Man muss Lesen, Umsetzen, Hören, Spielen und eine neue Sprache lernen (Notenlesen), dies muss man alles gleichzeitig. Es ist teilweise sehr anstrengend aber das beste Training, das beide Gehirnhälften gleichzeitig beansprucht.

Ich kann nur jedem Empfehlen sich einen Lehrer/in zu suchen. Man findet sie in örtlichen Musikschulen, Musikvereinen, im Internet oder auch in Musikgeschäften (dort sind oft Telefonnummern hinterlegt). Gerade am Anfang können sich sehr schnell Fehler einschleichen, die einem das Spielen erschweren und die man sich später nur sehr schwer wieder abgewöhnen kann. Sehr oft verliert man bei dem autodidaktischen Lernen auch schnell die Lust. Es klappt nicht so wie man möchte oder man kommt irgendwann einfach nicht mehr ohne Hilfe weiter. Ich empfehle mindestens 1 oder 2 Jahre regelmäßigen Unterricht zu nehmen.

Dran bleiben:

Am Anfang macht man noch viele und große Fortschritte, das ist ganz normal. Nach ein paar Jahren, glaubt man, dass man keine Fortschritte mehr macht. Es kann passieren, das man teilweise demotiviert ist. Nur die Ruhe bewahren! Auch dann macht man noch Fortschritte, sie sind nur leider nicht mehr so groß und direkt "hörbar". Es handelt sich um Nuancen. Man lernt mehr mit den Möglichkeiten zu "spielen". Man ist in der Lage verschiedene Sounds zu produzieren (Subtones, Growling usw. usw), unbewusst interpretiert man die Stücke mit viel mehr Gefühl und Ausdruck. Die Spieltechnik, der Ansatz, die Art der Stücke die man spielt, alles wird besser. Wir nehmen es nur nicht mehr so wahr, weil es für uns nicht mehr so spürbar ist. Trotzdem sind die Fortschritte da, also, nur nicht resignieren! Man lernt immer noch dazu, nur die Schritte werden kleiner.

Instrument:

Ich vergleiche das Saxophon immer sehr gerne mit der menschlichen Stimme. Es ist nicht wie beim Klavier, dort schlägt man einen Ton an und der stimmt. Beim Saxophon ist das nicht so. Man kann jeden einzelnen Ton verändern, nicht nur die Lautstärke sondern auch seine Tonhöhe. Man kann ihn ziehen, fallen lassen, vibrieren lassen usw. usw. das mach dieses Instrument unserer Stimme so ähnlich und macht so interessant.

Mit welchem Saxophon man anfängt ist eine persönliche Entscheidung. Im Prinzip ist es vollkommen egal für welches Saxophon man sich entscheidet (Sopran, Alto, Tenor oder Bari). Dies sind die vier gängigsten Bauformen, es gibt zwar auch noch ein paar andere, die kommen aber nicht so häufig vor. Meistens wird empfohlen auf dem Alto oder Tenor an zu fangen, man soll aber das Sax spielen, dessen Klang man am liebsten mag. Das Sopran ist etwas schwieriger zu erlernen aber es ist nichts, was unmöglich ist!
Für den Anfang empfiehlt es sich eventuell ein Saxophon in der Musikschule oder einem Musikgeschäft gegen Gebühr zu leihen. Das ist oft keine schlechte Idee, weil man so feststellen kann, ob einem das Saxophonspielen wirklich liegt. Die Instrumente sind ja nicht gerade billig und es wäre schade nach ein paar Monaten eine teure Wanddekoration daraus zu machen :) . Wenn man dann dabei bleiben möchte, kann man immer noch ein eigenes Instrument kaufen.

Man sollte schon auf ein namhaftes Instrument zurück greifen. Billigprodukte aus diversen Länder können einem sehr schnell die Lust verleiden. Sie Intonieren nicht richtig, sind oft mangelhaft verarbeitet und machen einem keine Freude, wobei es auch hier Ausnahmen gibt. Wenn man Glück hat, kann man ein Gutes erwischen, die Chancen sind allerdings recht klein.

Neu oder Vintage:

Ein neues Saxophon ist von der Handhabung und der Intonation sicherlich bequemer und einfacher zu spielen. Trotzdem haben diese alten Hörner ihren unwiderstehlichen Charme. Sie  haben einen Klang, den man bei vielen neuen Saxen häufig nicht findet. Ihr Äußeres ist oft sehr aufwendig graviert und sie haben Geschichte. Es ist vielleicht oft die Einbildung des Spielers, aber ich meine immer, man merkt diesen alten Hörnern ihre Lebenserfahrung an. Wir Menschen bekommen Falten die eine Geschichte erzählen und Lebenserfahrung widerspiegeln, die Vintages bekommen eine Klangeigenschaft, die sich tief in das Metall eingräbt. Es schwingt anders und dies wirkt sich positiv auf den Klang aus. Das Saxophon "singt". Es ist, wie mit einer Kirchenglocke. Sie entwickelt ihren Klang erst nach Jahren oder Jahrzehnten. Die Moleküle im Metall ordnen sich durch die Schwingungen mit der Zeit anders und es klingt einfach schöner.

Die Mechanik und die Intonation sind allerdings manchmal etwas holpriger. Wenn man sich dran gewöhnt hat, ist es einfach nur wunderbar. Ich vergleiche es immer sehr gerne mit Autos. Ein Vintage spielen ist oft, wie ein Auto fahren ohne Servolenkung, Bremskraftverstärker und ABS. Es ist etwas anstrengender, aber ein wunderschönes Gefühl!

Pflege:

Ich persönlich stehe auf dem Standpunkt das Saxophon nach jedem Spielen zu reinigen. Das heißt sowohl das Saxophon als auch den S-Bogen mit einem geeigneten Wischer durchwischen. Dadurch wird der größte Teil der Feuchtigkeit aus dem Instrument genommen und die Polster etc. halten länger. Dann sollte man das Sax noch eine zeitlang im Ständer Durchtrocken lassen bevor man es in den Koffer legt.
Das Mundstück und das Reed sollte auch nach jedem Spielen mit lauwarmen Wasser ab- bzw. durchgespült werden. So verhindert man, dass sich Ablagerungen im Mundstück oder auf dem Reed bilden. Beides hält länger. Ich habe noch ein kleines Ultraschallreinigungsgerät, dort reinige ich meine Mundstück ca. 1x im Monat.

1 x im Jahr bringe ich meine Instrumente die ich häufig spiele zum Saxdoc. Der checkt sie durch und macht gegebenenfalls kleinere Reparaturen oder Einstellarbeiten. Auf diese Weise habe ich immer ein top eingestelltes und einsatzbereites Instrument und die Generalüberholung wird auch heraus gezögert. Ein solche Überholung ist so ca. alle 5-7 Jahre fällig und sie ist nicht billig! Also, je besser man sein Saxophon pflegt, desto länger kann man diesen Zeitpunkt heraus zögern.

Da ich sehr viele versilberte Instrumente habe, werden sie in einen Wrap eingewickelt. Dieser verhindert das schnelle Anlaufen. Wer schon mal ein versilbertes Instrument poliert hat, weiß wie viel Arbeit das ist. Das braucht man nicht so oft im Leben :).

Spielen:

Dem einen fällt es leichter dem anderen schwerer. Man kann nicht sagen, nach 1 Jahr musst du das oder das spielen können. Jeder ist individuell auch in seinem Lerntempo und der Umsetzung. Lasst euch nur nicht verrückt machen! Ihr seid der Boss, wenn ihr mal keine Lust zum Üben habt, dann ist das ok. Wir machen das für uns und für niemanden sonst.
Viele haben in ihrer Kindheit schon Erfahrung mit Instrumenten und Notenlesen gemacht. Denen fällt es oft etwas leichter, da sie schon eine ungefähre Ahnung von Noten haben. Die Erinnerung kommt langsam aber meistens stetig zurück.
Bei Spielern, die komplett bei 0 anfangen, ist es oft mühseliger. Sie müssen halt alles von der Pike auf lernen.

Nie den Mut verlieren!! Es gibt immer Zeiten, wo man glaubt nichts geht mehr. Man macht keine Fortschritte, man versteht Zusammenhänge nicht und ist unzufrieden mit seinem Sound etc. Meistens ist man dann kurz vor einem Sprung! Man macht nach solchen durch gestandenen Durststrecken sehr oft einen großen Sprung nach vorne. Also, Augen zu und durch! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.  Ich habe festgestellt, dass die Fortschritte nicht eine gleichmäßig ansteigende Linie sind sonder eher eine Treppe. Man erklimmt immer eine neue Stufe, die unregelmäßige Höhen haben. Mal ist sie kleiner und man erreicht sie schneller, mal ist sie recht hoch und es dauert lagen. Üben, Üben Üben!

Mundstückübungen:

Ich halte Mundstückübungen für sehr sehr wichtig! Sie helfen uns das Saxophon besser nutzen zu können. Dazu muss man im Vorfeld folgendes wissen. Ein Mundstück, an sich ,ist ein einer bestimmten Stimmung. Alto: A; Tenor: G; Bariton: Eb und Sopran: Db. Diese Töne müssen wir erst einmal Üben zu treffen und zwar ohne Saxophon. Das heißt, wir nehmen das Mundstück, spannen ein Blatt drauf und blasen rein, ohne S-Bogen und Sax! Wir spielen auf einem Piano oder Keyboard eben den Referenzton (Alto z.b. A) und üben so lange, bis wir ihn auf dem Mundstück ohne Mühe treffen. Dies macht man am besten immer bevor man anfängt zu spielen. Es sollte eine tägliche Routine werden, wie Zähneputzen. Der Luftstrom ist sozusagen das Benzin unseres Saxophones, ohne ihn geht gar nichts!

Dieses Gefühl merken wir uns, machen das Mundstück jetzt auf das Sax und blasen genau so rein, wie eben. Durch diese Übung lernen wir, das Saxophon am besten in Stimmung zu spielen. Das ist der optimale Weg für unseren Luftstrom durch das Sax. Die Intonation wird besser und die Töne sprechen besser an. Es kling voller und wir haben weniger Töne, die wir mit dem Ansatz ausgleichen müssen. Es ist wie Fahrradfahren lernen, wenn man die Balance raus hat, geht alles viel besser.

Des weiteren kann und sollte man diese Übung ausdehnen. Man sollte üben, kleine Lieder nur auf dem Mundstück zu spielen. Ich weiß, es ist am Anfang ein ganz fürchterliches Gequietsche und man fragt sich, wie man da eine Reihe von Tönen heraus bekommen soll. Aber glaubt mir, je mehr ihr übt, desto besser klappt es. Ihr werdet merken, dass man mit den kleinsten Veränderungen des Lippendruckes oder der Lippenposition andere Töne spielen kann.
Wichtig ist, dass ihr im Kehlkopfbereich offen seid und Ihr eine gute Stütze habt. Singt einfach mal zuerst den Ton. Merk euch, wie es sich im Kehlkopf anfühlt und versuch dann, mit dieser Kehlkopfstellung, zu spielen.

Dadurch, dass das Mundstück sofort reagiert, bzw. der Ton ist es viel genauer und leider auch schwieriger, als mit dem Sax. Beim Sax hat man noch die Klappen zur Hilfe, um die verschiedenen Töne genauer zu treffen.

Es heißt man könnte damit mindestens eine Duodezime (das ist eine Quinte über der Oktave) spielen, das schaffe ich nicht. Ich schaffe manchmal eine Oktave, meistens aber nur eine Sexte oder Septime aber immerhin. Übt es mit einfachen Kinderliedern, wie z.B. Hänschen Klein oder Alle meine Entchen etc.

Durch diese Übung wird einem viel stärker bewusst, wie alles zusammen hängt. Einen Ton mit dem Saxophon zu treffen ist viel einfacher, als nur mit dem Mundstück alleine. Diese Mundstückübungen verbessern den Ansatz, das Gefühl und die Umsetzung. Ich würde sie wirklich so oft wie möglich machen. So eine Mundstückübung kann man z.B. auch gut im Auto machen. Gut, die Autofahrer die im Stau neben einem stehen, werden vermutlich sehr komisch gucken, aber das kann uns ja egal sein :).
 

Zusammen Spielen:

Für mich ist es das Schönste mit anderen zusammen zu spielen. Es macht einfach unwahrscheinlich viel Spaß, man lernt jede Menge Dinge, man ist gefordert und man bringt jede Menge Spaß und Freude zu andern Menschen. Ich spiele oft mit meinem Bruder (Klavier) zusammen, des weiteren spiele ich in einer Band der Jazz Haus Schule in Köln mit und auch in unserer Kirchengemeinde. In einer Band zu spielen, eröffnet neue Dimensionen. Man hat ein anderes Spielverhalten und muss sich auf andere Dinge konzentrieren. Das ist am Anfang reicht anstrengend und oft auch schwierig aber zurück blickend, kann ich es nur jedem empfehlen. Man lernt Dinge, die man alleine nie gelernt hätte.

Gerichtsurteil zum Thema Üben:

Wie ihr seht, dürft ihr auch in Mietwohnungen Saxophon Üben und keiner kann es euch eigentlich verbieten. Allerdings sollte man nie auf sein Recht pochen, vielmehr sollte man versuchen sich mit seinen Mitmenschen zu arrangieren. Das hilft beiden und verleidet einem nicht den Spaß am Üben. Die oberste Regel sollte immer sein: Fenster und Türen zu! Wir sind halt nicht leise und dann sollten wir doch versuchen,  unsere Mitmenschen so wenig wie möglich zu stören. Man sollte sich auch einen Raum zum Üben aussuchen, in dem man andere am wenigsten stört.

 

Proberaum:

Ich weiß, nicht jeder hat die Möglichkeit in seiner Wohnung, Haus oder Keller sich einen Proberaum zu bauen. Solltet ihr aber die Möglichkeit haben, dann macht es!
Nachdem ich jetzt meinen Proberaum seit ca. 6 Monaten habe, kann ich sagen, dass sich die Übequalität für mich um ein zigfaches Vervielfacht hat. Vorher war ich eher gehemmt, obwohl meine Nachbarn nie irgendwas gesagt haben. Ich traute mich max. 1 Stunde zu üben, meistens aber nur 30 Minuten. Nie habe ich richtig laut gespielt. Dies hat sich alles geändert. Seit ich meinen Proberaum habe, übe ich viel länger, lauter, öfter. Egal wie oft ich eine Passage wiederhole oder wie lange ich auf meinem Mundstück rumquitsche, es stört keinen. Meinem Sound und meinen Fähigkeiten hat das sehr gut getan und ich habe während dieser Zeit doch große Fortschritte gemacht. Meine Zurückhaltung beim Üben ist mir erst im Nachhinein aufgefallen. Meine Stütze und mein Ansatz haben sich extrem verbessert.

Also, wenn ihr die Möglichkeit habt einen Raum zu nutzen in dem ihr ungestört zu üben könnt, dann nutzt das.

 

Ich hoffe euch mit diesen paar kleinen persönlichen Tipps etwas geholfen zu haben.
Viel Spaß beim Saxen
"Keep on blowing"

 

Informationsquellen über Saxophone und Saxophonspielen:
 

Die zwei unangezweifelt besten deutschsprachigen Seiten sind  saxwelt oder saxophoneforum

Die größte und bekannteste englische Seite ist Sax on the Web